seit gestern ist richard weg. mit 75 jahren möchte ich auch noch so wie er die welt bereisen. und dabei ist er amerikaner! um 5 uhr in der früh ist er in den bus gestiegen. zuerst panama, dann der kanal, dann die San Blas inseln und schließlich noch ein segeltörn nach cartagena in kolumbien, bevor es nach hause geht in ein kaff in kalifornien, wo seine freunde den kopf schütteln, wenn er von seinen reisen erzählt.
eigentlich wollte er gar nicht hierher kommen. sein plan war eine woche in der yoga farm, gleich den berg hinauf, so wies bei uns das letzte mal auch angefangen hat. doch die hatten keinen platz frei für ihn und letztendlich ist er dann hier gestrandet. im dorm der rancho burica.
vorgestern hat er mir dann erzählt dass er schlechte nachrichten hätte. er müsse weiterziehen. die gefahr wäre einfach zu groß, dass er hierbliebe. die menschen seien so nett, jeder würde ihm helfen. 30-jährige nähmen sich die zeit sein hotmail account zu reparieren, nachdem er schon ein wenig verzweifelt war damit. er verschrecke niemanden mit seinen geschichten, die er teilweise schon zum 2ten mal erzählte. das essen sei so gut. er hätte einfach den schönsten ort gefunden, an dem er je war. und deshalb müsse er weg. weg, weil er sonst hierbliebe, jeden tag wandern und schwimmen ginge, freundschaften mit "jungen menschen" schliessen würde, die nichtmal halb so alt seien wie er.
durchschnittlich sind wir hier 30 jahre alt, schätze ich. und holländer. und gute surfer. allerdings gibts auch leute wie richard. und mo. immer so um die 20 menschen, verteilt auf mehrere häuschen und den "dorm", in einem wunderschönen tropischen garten.
alles läuft sehr herzlich ab. es wird viel geteilt und mitgeteilt. gelacht und ausgetauscht. und trotzdem wir uns viel mit mo und seinen bedürfnissen beschäftigen, bleibt ab und zu für einen von uns für mehr zeit als nur für smalltalk. das gefühl zu ein paar verrückten menschen zu gehören, die für monate ihre heimat verlassen haben um sich hier eine auszeit zu gönnen.
um genau zu sein, sind wir vielleicht noch ein eck verrückter, als all die surfer, pensionisten, weltenbummler und weltenretter. denn wir haben unseren 21 monate alten sohn hierher mitgebracht, und auch wenn wir ihn nicht mit zum surfen nehmen und ihn praktisch keine sekunde aus den augen lassen, ist es hier für ihn das reinste abenteuer. wir springen mit ihm über wellen, die doppelt so hoch sind wie er, zeigen ihm bäume, auf denen bananen wachsen, er darf im taxi auf mamas schoss vorne sitzen, fliegt mit uns in winzigen flugzeugen "baby-fugzeug", kaulquappen, wasserfälle, endloser sand und schliesslich seine neue große liebe: die abertausenden einsiedlerkrebse am strand. "deepse" - am liebsten würde er jeden einzelnen in die hand nehmen und zuschauen, wie sie aus ihren schneckenhäusern kommen, und seine finger kitzeln "Deepse - bitz!".